Porsche-Junior Ayhancan Güven erkämpft Start-Ziel-Sieg in Silverstone

Porsche-Junior Ayhancan Güven (Türkei/Martinet by Alméras) hat zumindest im Qualifying die Silverstone-Dominanz der beiden Niederländer Larry ten Voorde und Max van Splunteren (beide GP Elite) geknackt. Güven sicherte sich die Poleposition für den fünften Lauf des Porsche Mobil 1 Supercup, das zweite Rennen innerhalb von acht Tagen auf der britischen Traditionsrennstrecke. Ten Voorde und Rookie Van Splunteren, die am vergangenen Wochenende an selber Stelle einen Doppelsieg herausfuhren, gehen am Sonntag von Startposition zwei und drei ins Rennen. Tabellenführer Dylan Pereira (Luxemburg/BWT Lechner Racing) erzielte mit dem 485 PS starken Porsche 911 GT3 Cup die viertschnellste Qualifikationszeit.

„Diese Poleposition habe ich meinem Renningenieur und meinen Mechanikern zu verdanken“, betonte Güven, der im ersten Silverstone-Rennen noch mit Position acht zufrieden sein musste. „Zusammen haben wir die vergangenen Tage hart daran gearbeitet, mein Auto gegenüber vergangenen Wochenende zu verbessern.“ Ten Voorde hatte seinerseits eine einfache Erklärung dafür, warum es für ihn dieses Mal nicht zur Bestzeit gereicht hatte: „Ich habe in der entscheidenden Runde zu viele Fehler gemacht.“ Schnellster der Pro-Am-Kategorie war erneut Roar Lindland (Norwegen/Pierre Martinet by Alméras), der von Startplatz 18 ins Rennen geht.

Güven und Jaxon Evans (Neuseeland/BWT Lechner Racing), die beiden Porsche-Junioren, haben im Porsche Mobil 1 Supercup einen erfahrenen Mann an ihrer Seite: Junioren-Coach Sascha Maassen. Der 50 Jahre alte Deutsche fuhr im Porsche 911 RSR zu mehreren Klassensiegen beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans (Frankreich) und beim 12-Stunden-Rennen in Sebring (USA). Er startete früher außerdem im Supercup und gewann zwei Läufe. „Seit 2013 ist es meine Aufgabe, den Porsche-Junioren mit Rat zur Seite zu stehen“, erläutert Maassen. „Hier in Silverstone haben wir wie das Rennwochenende wie jedes Mal mit einer Runde zu Fuß über die Strecke begonnen.“ Dabei geht es dem Coach auch darum, den aktuellen Gemütszustand seiner Schützlinge auszuloten. „Die mentale Unterstützung ist ein sehr wichtiger Teil meines Jobs.“

Knifflig wird die Aufgabe für Maassen, wenn es darum geht, Neutralität zu wahren. „Ich verrate keinem der Porsche-Junioren, was ich aus der Datenaufzeichnung des jeweils anderen herauslese. Das erfordert die Fairness gegenüber ihren Teams“, beschreibt er. „Nur wenn mir auf der Strecke etwas auffällt, reden wir darüber.“ So ist in Silverstone die letzte Schikane vor der Rechtskurve auf die Start-Ziel-Gerade eine Schlüsselstelle. „Hier hatten andere Fahrer am Freitag im Freien Training eine bessere Linie. Das war natürlich ein Diskussionspunkt mit Ayhancan und Jaxon“, verrät Maassen. Während Güven diesen Tipp optimal umsetzte und die Bestzeit herausfuhr, haderte Evans mit sich selbst. „Am Auto hat’s nicht gelegen, ich habe zu viele Fehler gemacht.“ Der Neuseeländer, letzten Sonntag starker Dritter, qualifizierte sich nur für die achte Startposition. „Erneut aufs Podium zu fahren, wird sehr, sehr schwierig.“


Silverstone ist ein gutes Pflaster für Ayhancan Güven (Martinet by Alméras). 2019 feierte er auf der britischen Traditionsrennstrecke seinen ersten Sieg im Porsche Mobil 1 Supercup. Beim fünften Lauf der Saison 2020, ausgetragen im Rahmen des „70th Anniversary Grand Prix“ zu Ehren des 70. Geburtstags der Formel 1, war der mittlerweile zum Porsche-Junior avancierte Türke erneut ganz vorne. Güven siegte nach einem über beinahe die gesamte Renndistanz von 13 Runden dauernden Duell mit Larry ten Voorde (Niederlande/Team GP Elite). Knapp dahinter kam Dylan Pereira (Luxemburg/BWT Lechner Racing) ins Ziel, der damit die Tabellenführung im internationalen Markenpokal mit dem 485 PS starken Porsche 911 GT3 Cup verteidigte.

„Ich habe anfangs jede Runde denselben Fehler gemacht, immer in der Kurvenkombination Maggotts-Becketts“, gab Güven zu. „Zum Glück konnte ich die Angriffe von Larry jedes Mal abwehren. Zur Rennhälfte hatte ich Maggotts-Beckets endlich im Griff, danach war es einfach.“ Güven, der am vergangenen Wochenende an gleicher Stelle mit Rang acht zufrieden sein musste, widmete den ersten Saisonsieg seinen Technikern. „Wir haben von Rennen zu Rennen Fortschritte bei der Abstimmung meines Autos gemacht. In diese Richtung müssen wir weiterarbeiten.“

Ten Voorde zollte dem Sieger Respekt „Ich glaube, ich wäre heute etwas schneller gewesen als Ayhancan. Aber er hat zu wenige Fehler gemacht, ich hatte keine echte Chance zum Überholen“, erklärte der Niederländer. Pereira war vor allem mit seiner persönlichen Leistungssteigerung gegenüber dem Silverstone-Rennen am zurückliegenden Wochenende zufrieden, als er Rang sechs belegte. „Wir haben deutliche Fortschritte bei der Abstimmung meines Autos gemacht“, sagte der Tabellenführer. „Das stimmt mich zuversichtlich für die nächsten Rennen.“

Im Rücken von Güven, Ten Voorde und Pereira lieferten sich die Rookies Max van Splunteren (Niederlande/Team GP Elite) und Jean-Baptiste Simmenauer (Frankreich/Lechner Racing Middle East) ein ebenso packendes Duell. Mehrfach kämpften sie Seite an Seite, Simmenauer musste aber stets zurückstecken. „Nach der Safetycar-Phase waren meine Reifen zu schmutzig, deswegen hat mich Dylan Pereira überholen“, berichtete Van Splunteren. „Zum Glück konnte ich anschließend Jean-Baptiste hinter mir halten. Das war ein toller und immer fairer Zweikampf.“ Drittbester Rookie war Marvin Klein (Frankreich/Martinet by Alméras) auf Rang sechs.

Die von Van Splunteren angesprochene Safetycar-Phase war schon in der ersten Runde ausgelöst worden, als gleich mehrere Fahrer in einer Schikane aneinander gerieten. Die Fahrzeuge von Jordan Love (Australien/FACH AUTO TECH) und Moritz Sager (Österreich /Dinamic Motorsport) wurden dabei stark beschädigt, für beide war das Rennen nach wenigen hundert Metern bereits beendet.

Der Sieg in der ProAm-Wertung ging an Philipp Sager (Österreich/Dinamic Motorsport), der knapp vor Roar Lindland (Norwegen/Pierre Martinet by Alméras) und Clément Mateu (Frankreich/Pierre Martinet by Alméras) ins Ziel kam. „Ich hatte den richtigen Riecher, als vor mir mein Sohn Moritz in einen Unfall verwickelt wurde. In dem daraus resultierenden Durcheinander ging ich an Roar vorbei. Obwohl er alles versucht hat, konnte ich ihn hinter mir halten“, berichtete Sager.

Die Teams des Porsche Mobil 1 Supercup reisen von Silverstone direkt nach Barcelona. Dort findet schon am kommenden Wochenende im Rahmen des Großen Preis von Spanien der sechste Lauf statt.


 Ergebnis 5. Lauf Porsche Mobil 1 Supercup, Silverstone (GB), 13 Runden

1. Ayhancan Güven (Türkei/Martinet by Alméras), 28.57,721 Minuten

2. Larry ten Voorde (Niederlande/Team GP Elite), + 0,753 Sekunden

3. Dylan Pereira (Luxemburg/BWT Lechner Racing), + 1,135 Sekunden

4. Max van Splunteren (Niederlande/Team GP Elite), + 5,569 Sekunden

5. Jean-B. Simmenauer (Frankreich/Lechner Racing Middle East), + 5,911 Sekunden

6. Marvin Klein (Frankreich/Martinet by Alméras), + 8,958 Sekunden


 Porsche Mobil 1 Supercup 2020, Stand nach 5 von 8 Rennen

1. Dylan Pereira (L/BWT Lechner Racing), 97 Punkte

2. Larry ten Voorde (NL/Team GP Elite), 93 Punkte

3. Ayhancan Güven (TR/Martinet by Alméras), 80 Punkte

4. Jaxon Evans (NZ/BWT Lechner Racing), 62 Punkte

5. Florian Latorre (F/CLRT), 54 Punkte

6. Marvin Klein (F/Martinet by Alméras), 52 Punkte

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